Welche Kettlebell soll ich kaufen?

Welche Kettlebell Ihr kaufen könnt bzw. für Euch geeignet ist, hängt von ein paar vorher zu treffenden Entscheidungen ab. Eine Übersicht über die verschiedenen Kettlebells und ihre Disziplinen.

Inhalt:
Welche Kettlebell zu welchem Training
Welches Gewicht für Einsteiger
Die Kettlebell Disziplinen

Squat mit Kettlebell zu "Welche Kettlebell kaufen?"
Foto: © Kettlebelltest.de

Passend zu den Zielen, die man sich setzt, gibt es verschiedene Trainings-Stile, wie die Kettlebell eingesetzt werden kann. Man kann sich das in etwa als verschiedene, in Anspruch und Schwierigkeit unterschiedliche Disziplinen vorstellen, bei der jede Disziplin auch unterschiedliche Übungen beinhaltet.

Ebenso gibt es passend zu den Disziplinen die jeweiligen Kettlebells. Manche Übungen findet man auch in anderen Disziplinen wieder, was aber niemanden verwirren sollte. Jedenfalls ergibt sich hieraus schon mal die Antwort auf eine der beiden wohl am häufigsten gestellten Fragen, wenn es um Kettlebells geht: Welche Kettlebell soll ich als Einsteiger kaufen?

Die verschiedenen Kettlebell Disziplinen sind:

Kettlebell Fitness Training
Girevoy Sport oder kurz GS
Kettlebell Juggling (Jonglieren)
Hardstyle Kettlebell Training

Das Kettlebell-Training ist nicht nur eine Mode-Erscheinung, obwohl es angesichts des Booms in den Fitnessstudios durchaus den Anschein hat. Aufgrund der Geschichte der Kettlebell und der langen Tradition im Militär-Sport kann man den Kettlebell Sport und die Ernsthaftigkeit seiner Athleten durchaus mit dem olympischen Gewichtheben gleichsetzen. Nur, dass der Kettlebell Sport eben keine olympische Disziplin ist. Noch nicht. Doch vielleicht… irgendwann…

Um zu verstehen, dass das Training mit der Kettlebell ein wirklich traditionsreicher Sport ist und keine temporäre Fitness-Welle, die gerade mal eben durch die Studios schwappt, werden hier die spezifischen Unterschiede der verschiedenen Disziplinen erläutert.

Welche Kettlebell zu welchem Training?

Jemand, der sich lediglich „etwas fit“ halten möchte, würde hier vermutlich zum „Kettlebell Fitness Training“ der Fitnessstudios tendieren. Diese Form des Trainings wird unter diesem Begriff in fast jedem Studio angeboten und man kann sofort einsteigen und mitmachen.

Leider ist die Bezeichnung „Kettlebell Fitness Training“ etwas missverständlich, denn eigentlich laufen alle oben genannten Disziplinen unter dieser Bezeichnung. Hier wurde ein Marketing Begriff gesucht, um dem Kunden eine Professionalität bezüglich dieses Trends des Kettlebell-Trainings zu vermitteln.

So hat man sich an den bereits bestehenden Oberbegriff „Kettlebell Fitness Training“ drangehängt. Unter diesem Begriff versteht man in der Branche allerdings eher ein Training, das eigentlich als Hardstyle Kettlebell Training* bezeichnet wird und auf messbare Erfolge ausgerichtet ist.

Das „Kettlebell Fitness Training“ der Fitness-Ketten entspricht somit am ehesten dem Eindruck des Kettlebell-Trends als Mode-Erscheinung. Weshalb sich auch viele Einsteiger von den oft viel zu leichten, dafür aber lecker aussehenden, quietsch-bunten, mit glänzenden Kunststoff überzogenen Kugeln verführen lassen. Hiermit werden aber leider kaum messbare Erfolge erzielt, wie man sie eigentlich von einem echten Training erwarten sollte.

Das kommt leider daher, weil in den Studios sehr oft mit zu kleinen Gewichten bis 16 kg trainiert wird. Beim ernstzunehmenden „Hardstyle Kettlebell Training“ ist 16 kg das Anfängergewicht für den normalen, untrainierten Mann – die Damen würden mit 12 kg beginnen.

Und somit wäre auch die Zweite der wohl meist gestellten Fragen jedes Einsteigers schon fast beantwortet, die da wäre:

Mit welchem Gewicht soll ich anfangen?

Ganz grob, unabhängig von individueller Statur und Körperbau kann man sich an folgende Gewichte halten.

Untrainierter Mann = 16 kg,
untrainierte Frau = 12 kg,
Teenager bis 14 J. = bis 10 kg
Kinder je nach körperlicher Entwicklung entsprechend leichter.

Empfehlungen für das Kettlebell-Gewicht nach Trainingsgrad

 FrauenMänner
Einsteiger / Durchschnitt8-12kg12-16 kg
Fortgeschritten / Trainiert12-16kg20-24 kg
Experte20kg und mehr32kg und mehr

Das fröhliche Schwingen von bunten Kugeln mit Gewichten von 4, 6, 8 oder 10 kg sollte man daher nicht wirklich als Training bezeichnen. Bewegungstherapie wäre für das, was in vielen Fitness-Ketten praktiziert wird wohl die passendere Bezeichnung. Das soll aber bitte nicht abwertend verstanden werden. Hier führt lediglich eine missverständliche Nutzung der Begriffe oft zu Irritationen. Außerdem haben das auch schon viele Studios verstanden und ihre Gewichtspalette erweitert.

Messbare Erfolge

Bei einem richtigen Training absolviert man in festen Abständen standardisierte Tests, ähnlich den Fitness-Tests der physischen Leistungsfähigkeit der Profi-Sportler bei der Vorbereitung auf nationale oder olympische Wettkämpfe oder bei Polizei und Militäreinheiten.

Diese Form von messbarer Fitness wird man nur mit gut ausgebildeten Instruktoren erreichen und mit Gewichten, die den Sportler wirklich fordern. Mehr zur messbaren Fitness unter „Hardstyle Kettlebell Training“.

Girevoy Sport – GS

Girevoy ist der Kettlebell-Sport als Wettkampf. Ziel ist es, möglichst viele Reps (Wiederholungen) in sauberer Ausführung in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren. Hier werden vorwiegend hohe Gewichte eingesetzt.

Aufgrund einer speziell koordinativen „weichen Technik“ entwickeln die Sportler eine extrem hohe Kraftausdauer. Daher nennt man diese GS-Technik auch „Soft Style“, was aber keineswegs bedeuten soll, dass diese Technik leicht zu erlernen und umzusetzen ist. Ganz im Gegenteil, denn die hohen Wiederholungsraten in kurzer Zeit mit großen, schweren Kettlebells (32 kg) setzen eine außerordentliche körperliche Kraft und hohe Schmerzgrenzen voraus.

Das ist ein Sport für wirklich harte Jungs und Mädels. Da dieser Sport auch beim Training eigentlich immer in einer Wettkampfatmosphäre ausgeübt wird, nennt man die großen, schweren Kugeln Competition Kettlebells. Eine typische Übung des Girevoy Sport ist der „Snatch“.

Kettlebell-Juggling (Jonglieren)

Das Juggling ist – jedoch nur für echte Könner – eine schöne Übung, sein Trainings-Programm aufzulockern und gleichzeitig Kraft zuzulegen. Die permanente Abwechslung zwischen Anspannung und Entspannung setzt allerdings – wie auch beim Girevoy Sport – eine perfekte Technik und hohe Rumpf-Stabilität voraus.

Die Stabilität im Rumpf erreicht man nur durch langjähriges, regelmäßiges Training unter – zumindest zu Beginn – professioneller Anweisung. Das Kettlebell-Juggling ist definitiv nichts für Anfänger und auch für Fortgeschrittene mit Vorsicht anzugehen!

Hardstyle Kettlebell Training

Dies ist das ultimative „Kettlebell Fitness Training“ für messbare Erfolge und eng verbunden mit dem Prinzip „Funktionale Fitness“, bzw. GPP (General Purpose Preparedness) – zu Deutsch in etwa „Allgemeines zweckbezogenes Vorbereitungstraining“.

Obwohl es sicher nicht ganz leicht ist, bei all diesen Bezeichnungen den Überblick zu behalten, soll man sich hier bitte nicht von den verschiedenen Begriffen verwirren lassen.

Nach diesem System – hier ist jetzt das Hardstyle Kettlebell Training gemeint – trainieren Spitzensportler aller Disziplinen und militärische Spezialeinheiten, weil es die besten Ergebnisse bei standardisierten Fitness-Tests liefert. Das Hardstyle Training geht ursprünglich auf das russische Militär zurück und wurde durch die Epochen immer weiter entwickelt.

In den 1990er Jahren gründete der ehemalige Speznas-Trainer Pavel Tsatsouline seine RKC Trainings-Schule* und setzte neue Standards bezüglich Leistungssteigerung und bei der Ausbildung der Trainer/Instruktoren.
Ohne Pavels RKC-Schule und die Zusammenarbeit des Marketing-Talents, Autors und CEO des Verlags Dragon Door Publications, John Du Cane, wäre der weltweite Kettlebell-Trend in der heutigen Form kaum denkbar.
Man kann durchaus sagen, dass Pavel Tsatsouline mit seinen RKC-Schulen und dem Hardstyle-Kettlebell-Training weltweit den Standard im Kettlebell-Training darstellt.

Nun sollte Euch bei der Frage, welche Kettlebell für den Einstieg die Richtige ist, zumindest etwas geholfen sein. Bestimmt gibt es auch in Eurer Umgebung eine Kettlebell Gemeinde oder ein gutes Studio. Schnuppert einfach rein und dann seht Ihr schon, welche Art von Sport Ihr mit der Kettlebell ausüben wollt. Aber nicht alleine loslegen – zu Beginn bitte immer mit einem professionellen Trainer/Instructor.

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